Liebe Leser,

zum letzten Mal in dieser abwechslungsreichen Saison folgten von den Großeltern bis zum Familienhund zahlreiche Fans der Einladung der U18 Jungs, und kamen in die HTL, um die Mannschaft auf ihrem letzten Schritt zu den österreichischen Meisterschaften (= ÖMS) in Innsbruck zu unterstützen. Es stand ein Qualifikationsturnier mit 3 Teams am Programm, von denen sich nur der Sieger für die ÖMS qualifiziert. Unsere Mitstreiter waren die Teams aus Sokol (Wien) und Inzing (Tirol). Wer sich einen entspannten (in U18-Sprache „gechillten“) Tag erhofft hatte wurde bitter enttäuscht: der Tag entwickelte sich zum Krimi, der selbst dem gutmütigen und dauer-phlegmatischen Familienhund ein paar Mal ein aufgeregtes Bellen entlockte.

 

Das Turnier startete mit dem Duell USP gegen Sokol.

Dieses Spiel hatte 2 entscheidende Momente, von denen der erste bereits 60 Minuten vor dem Anpfiff stattfand. Während die USP Jungs in der Halle standen und intensiv die Kiefergelenke aufwärmten (= lautstark die Ereignisse der letzten Tage besprechen), betrat das Team aus Sokol das Spielfeld und augenblicklich herrschte absolute Stille. Ich habe mich immer gefragt, wie sich eine Katze beim Anblick unseres Hundes (= Irischer Setter mit Schulterhöhe 75cm) fühlen muss. Seit diesem ehrfürchtigen Schweigen meiner Mannschaft weiß ich es. Die Jungs waren zutiefst beeindruckt, weil gefühlt jeder Spieler von Sokol um mindestens 1,5 Köpfe größer war als sie selber. Dieser Eindruck setzte sich in den Köpfen der Spieler fort. Selbst beim Einschlagen (normalerweise die Lieblingsbeschäftigung männlicher U18 Spieler: „Hau drauf – egal, wohin: Hauptsache scharf“), wollte keine Stimmung aufkommen. Unser Team stand da und beobachtete mit wachsendem Unbehagen die Sokol-Riesen, wie sie einen Ball nach dem anderen senkrecht nach unten prügelten. Dementsprechend begann das Match. Sokol gewann 5 der ersten 6 Ballwechsel und zog mühelos davon. Wir konnten zwar immer wieder aufholen, doch immer kurz vor dem Ausgleich fehlte die letzte Überzeugung, und Sokol zog wieder davon. Das Resultat war ein ernüchterndes 16:25. Sämtliche Versuche, die Unsicherheit aus den Köpfen zu bringen, scheiterten vorerst, und daher war es auch nicht weiter verwunderlich, dass der zweite Satz noch schlimmer begann als der Erste: wir lagen nach gefühlten 20 Sekunden mit 1:8 zurück. Dann kam der entscheidende Moment Nr. 2: in einer Auszeit stellten unser Super-Coach Smail und ich unter Beweis, dass auch wir leistungsfähige Kiefergelenke haben, und unter den vielen Worten schienen welche dabei gewesen zu sein, die dem Team halfen, den Schalter umzulegen. Die Jungs feuerten sich gegenseitig an und begannen mit dem Rücken zur Wand stehend zu kämpfen. Es wurde um Welten besser verteidigt, und die Angreifer fanden Möglichkeiten, den bis dahin unüberwindbaren Block der Wiener zu umgehen. Durch ein paar sehenswerte Punkte wechselte das Momentum auf unsere Seite, und die Spieler aus Sokol, die sich zu diesem Zeitpunkt bereits auf einen gemütlichen Sieg eingestellt hatten, waren sichtlich irritiert und wurden nun ihrerseits zunehmend unsicherer. Es gelang uns, den Rückstand aufzuholen, und sogar in Führung zu gehen. Von da an gestaltete sich der Satz zum Krimi, und die Führung wechselte mehrmals. Nachdem die Jungs mehrmals an der Kippe zur Niederlage standen, konnten sie den Satz mit 26:24 gewinnen. Satz Nummer 3 verlief exakt umgekehrt im Vergleich zum zweiten Satz. Beflügelt vom Gewinn des zweiten Satzes konnten wir uns eine 5:0 Führung herausspielen. Sokol nahm eine Auszeit, und konnte unseres Spielfluss erfolgreich unterbrechen. Rasch war der Vorsprung wieder weg, und es entwickelte sich ein Duell auf Augenhöhe, das die Nerven aller Beteiligten gehörig strapazierte. In der letzten Phase des Matches konnten unsere Jungs noch einmal ihr Level erhöhen, und am Ende gewannen wir den Satz mit 15:12.

 

Unser zweites Spiel gegen Inzing war ein Paradebeispiel für das schöne Wort „Flow“. Sichtlich beflügelt vom ersten Spiel ließen die USP Panthers von Beginn an keinen Zweifel aufkommen, wer dieses Spiel gewinnen wird. Durchaus hilfreich war mit Sicherheit auch, dass sich die Spieler aus Tirol in einer für uns deutlich passenderen Körpergröße bewegten. Alle Spieler unseres Kaders konnten eingesetzt werden, und am Ende stand ein höchst verdienter 2:0 Sieg (25:12 und 25:14) an der Anzeigetafel, der folgendes bedeutete:

WIR FAHREN NACH INNSBRUCK!!!!!!!

Großeltern und Hund konnten zufrieden nach Hause fahren, und alle waren stolz und glücklich.

 

Zum Abschluss wie immer ein paar persönliche Worte:

An das Team: ich möchte euch von ganzem Herzen beglückwünschen zu dem, was ihr geschafft habt. Die Saison war zeitweise wild, hektisch, und es war für euch sicher nicht immer leicht. Ihr habt allen und vor allem euch selber gezeigt, was ihr als Team schaffen könnt, und was möglich ist, wenn ihr zusammenhelft. Jeder von euch leistet einen sehr wertvollen Beitrag und die ÖMS Qualifikation wäre nicht möglich gewesen, wenn nicht alle mitgezogen und mitgeholfen hätten!!! Ihr habt eine super Mischung vom Bundeligaspieler bis zum Newcomer vom Beachvolleyball, und genau das ist eure große Stärke.

 

An unseren Coach Smail, der inzwischen sehr gut Deutsch versteht:

Du hast heuer die Herren in die 1. Bundesliga geführt, du hast die Damen in die 2. Bundesliga geführt, und du hast in den letzten Wochen der U18 sehr viele sehr wertvolle Impulse gegeben. Danke, dass du bei uns bist – ich bin seit 35 Jahren im Volleyball aktiv, aber ich lerne in jedem Training und in jedem Spiel unendlich viel, wenn ich dir zusehe.

 

An euch:

Danke für euer Feedback auf meine Berichte. Für uns geht es jetzt in den kommenden beiden Wochen darum, noch ein bisschen dem Beachvolleyball zu widerstehen und uns in der Halle noch den letzten Schliff für die ÖMS zu holen. Am Wochenende 11./12. Mai fahren wir nach Innsbruck (alle Jahre wieder: Volleyball und Muttertag passen irgendwie nicht zusammen). Wir werden berichten, wie es uns dort ergangen ist.